2.1 Ethnogramme
Unabhängig davon, ob wir induktiv aus Beobachtungen eine Hypothese ableiten oder deduktiv eine bestehende Hypothese experimentell überprüfen möchten, benötigen wir eine objektive Methode, um Verhaltensmuster und -elemente präzise zu erfassen. Die systematische Auflistung dieser Verhaltenselemente bildet das sogenannte Ethogramm: ein Inventar der allermeisten beobachtbaren Verhaltensweisen eines Tieres (Abb. 2.1). Eine Verhaltensweise ist dabei ein klar abgrenzbares und wiedererkennbares Verhalten, das sich deutlich von anderen Verhaltensmustern unterscheidet. Das Ethogramm ermöglicht es, solche Verhaltensweisen in der Natur objektiv zu beschreiben und quantifizierbar zu machen.

Abbildung 2.1: Illustrierte Auswahl von Verhaltenselemente des Fuchses: Strecken, Beschnuppern, Jungtier-Pflege, oder das gemeinsame Spielen. Verhaltensweisen können kurze Ereignisse darstellen wie das Strecken, aber auch lange andauern, wie beispielsweise schlafen oder Wache halten.
Ethogramme sind stark abhängig von der Tierart, die untersucht werden soll. Existiert bereits ein Verhaltenskatalog, kann direkt mit einer konkreten Fragestellung gearbeitet werden. Eine solche Fragestellung könnte zum Beispiel untersuchen, wie sich das Verhalten eines Gruppenmitglieds verändert, wenn ein neues Tier zum Rudel hinzustösst. Wenn hingegen noch kein Ethogramm vorhanden ist, muss dieses zunächst durch gezielte Beobachtung und sorgfältige Protokollierung erstellt werden.
● Aufgabe 1 | Wissen verknüpfen. Folgt das Erstellen eines Verhaltenskatalogs eher einem induktiven oder deduktiven Erkenntnisgewinn? Begründen Sie Ihre Antwort.